Am 23. September ist der Aktionstag der MBE – der „Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer“. Wir wollen diesen Tag als Anlass nutzen, um die Arbeit in der MBE gerade in der jetzigen Situation und auch unsere neue Kollegin, Maria Skoruppa, vorzustellen.
Wie auch die anderen Beratungsangebote der ZBBS hat die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer mit den neuen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie zu kämpfen und musste einige Dinge verändern. So gibt es inzwischen keine offene Sprechstunde mehr, sondern ein Beratungsgespräch. Dies kann nur noch mit einem vorher vereinbarten Termin unter Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes stattfinden.
In einem Interview haben wir unsere Kolleginnen Ute Afane und Iroda Mukhammadieva bereits im August zu ihrer Arbeit befragt. Wie hat sich die Corona-Pandemie auf ihren Arbeitsalltag und den ihrer Klient*innen ausgewirkt?
1. Wie sahen die Beratungen und eure Arbeit während des Lockdowns aus?
Während des Lockdowns lief die Beratung ausschließlich per E-Mail, Telefon und Onlineberatung über die Plattform MBEon. Für viele unserer Klient*innen war das nicht so einfach, da nicht alle digitales Knowhow haben. Dadurch sind einige auf der Strecke geblieben. Seit der Lockerung findet die Beratung jetzt wieder in unseren Räumen in der ZBBS statt. Wichtig ist, dass die Klient*innen sich vorher per Telefon oder E-Mail einen Termin bei uns holen.
2. Mit welchen Themen kommen die Klient*innen jetzt zu euch?
Die Klient*innen kommen mit den verschiedensten Themen zu uns in die Beratung. Wir …
- unterstützen dabei Briefe aus verschiedenen Behörden verständlich zu machen und darauf zu antworten.
- beraten zu Deutschkursen, Verlängerung des Aufenthaltstitels, Schulden, Suche nach Kita-Betreuungsplätzen, Familienzusammenführung und Anträge aller Art.
- stellen den Kontakt zu verschiedenen Behörden her, wie zum Beispiel der Zuwanderungsabteilung.
3. Wie könnt ihr sie unterstützen?
Unsere tägliche Aufgabe ist die Informationsvermittlung und Unterstützung bei Sachverhalten aller Art.
- Wir unterstützen bei der schriftlichen Formulierung verschiedener Briefe
- und vermitteln unsere Klient*innen bei bestimmten Fragen und Problemen an externe Fachberatungsstelle wie z.B. an das ZIP oder die Schuldnerberatung.
- Wir leisten Integrationsbegleitung mit konkreten Schritten.
Das Ziel der Beratung ist die Verbesserung der prekären Lebenssituation der Klient*innen.
4. Eine kürzlich raus gebrachte Presseerklärung vom Förderprogramm IQ sagt, dass die Corona-Pandemie Diskriminierung und Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt noch stärker sichtbar macht. Bemerkt ihr das in eurer täglichen Arbeit durch die Geschichten von Klient*innen auch? Was müsste sich ändern?
Es herrscht eh eine starke Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt: Oft bekommen nur Bewerber*innen mit entsprechenden Qualifikationen, wie sehr guten Sprachkenntnissen, beruflicher Erfahrung und entsprechenden Zertifikaten, einen Ausbildungsplatz oder einen Job. Da unsere Klient*innen überwiegend im Dienstleistungssektor oder im Niedriglohnsektor arbeiten, haben während der Corona-Pandemie viele ihren Job verloren. Besonders die Minijobber*innen waren stark davon betroffen.
Hinzu kommt, dass es während der Corona-Pandemie weniger Ausbildungsplätze gab, als sonst.
Aber gerade die Berufsausbildung oder eine Qualifikation kann der Ungleichheit entgegensteuern und schützt auch während einer Krise, wie jetzt der Corona-Pandemie, zum Teil von der Arbeitslosigkeit. Dazu müssten sich aber einige Dinge in unserer Gesellschaft ändern.
Wir brauchen mehr Ausbildungsplätze und Betriebe, die unsere Klient*innen einstellen. Die Betriebe müssten finanziell unterstützt werden, da sie durch die Einstellung unsere Klient*innen manchmal mehr Aufwand haben, wenn zum Beispiel die Deutschkenntnisse für eine Ausbildung noch nicht ausreichend sind.
Außerdem müsste der leider alltägliche Rassismus auch aus der Arbeitswelt verschwinden, damit alle Menschen eine gleiche Chance auf einen Ausbildung und einen Job haben.
5. Wie alle Berater*innen in der ZBBS vergebt ihr zurzeit nur Termine – Klient*innen können nicht mehr einfach so spontan vorbei schauen. Was können Klient*innen tun, während sie auf einen Termin warten?
Sie können ihre Post nach Datum sortieren und selbst auf die Briefe eine kurze Antwort geben und zum Beispiel mit einem Anruf um Fristverlängerung bei den zuständigen Behörden bitten.
6. Könnt ihr nochmal kurz erklären, wie die Plattform MBEon funktioniert?
Die App MBEon muss über Google Play oder im App Store herunterladen werden. Dann kann man sich registrieren und eine*n Berater*in vor Ort aussuchen und anschreiben.
7. Wie und wann könnten Klient*innen euch am besten erreichen?
Am besten sind wir per E-Mail zu erreichen, da wir während den Beratungen nicht ans Telefon gehen.
Download: Das Interview zum MBE-Aktionstag 2020 herunterladen.