Hände weg vom Kirchenasyl – Schutz für geflüchtete Menschen bewahren!
Im Mai stürmte die Polizei in Niedersachsen eine Kirche, um eine Abschiebung durchzuführen. In Mecklenburg-Vorpommern kam im Dezember 2023 ein bewaffnetes Sondereinsatzkommando zum Einsatz, um eine afghanische Familie aus einem Kirchenasyl abzuschieben. Auch in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz gab es Räumungen.
Das ist ein Angriff auf den Schutz geflüchteter Menschen durch das Kirchenasyl. Dabei hat Kirchenasyl eine lange humanitäre Tradition und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat erklärt, dass die Behörden das Kirchenasyl als solches respektierten.
Wir appellieren daher an die Innenminister*innen der Länder und die Bundesinnenministerin und fordern:
Schützen Sie Kirchenasyle vor Räumungen!
Ermöglichen Sie, dass in Härtefällen weiterhin die Möglichkeit besteht, Geflüchtete vor schweren Menschenrechtsverletzungen zu schützen!
Warum ist das wichtig?
In den letzten Monaten beobachten wir eine zunehmende Bedrohung des Kirchenasyls. Diese Angriffe auf Kirchenasyle gefährden geflüchtete Menschen, denen bei Abschiebung schwere Menschenrechtsverletzungen drohen.
Kirchenasyl hat eine lange Tradition; Kirchengemeinden nutzen diese, um für die Menschenrechte Geflüchteter einzutreten. Bereits in der Bibel werden der Schutz für Geflüchtete und der Tempel als Schutzraum beschrieben und respektiert. In Deutschland wird Kirchenasyl seit 1983 gewährt, nachdem sich der politische Flüchtling und türkische Aktivist Cemal Kemal Altun aus Angst vor seiner Abschiebung in Berlin das Leben nahm.
Seitdem bieten Kirchengemeinden fliehenden Menschen Schutz, wenn ihnen durch eine Abschiebung Gefahr für Leib und Leben oder unmenschliche Behandlung drohen. Das können Obdachlosigkeit, Polizeigewalt und Verfolgung oder Kettenabschiebungen in Kriegsgebiete sein. Auch Familientrennungen oder schwere Krankheiten können ein Kirchenasyl begründen.
2015 vereinbarten die Beauftragten der großen Kirchen und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), dass die Behörden das Kirchenasyl auch zukünftig als christlich-humanitäre Tradition respektierten. Die Kirchen begründen jeden Einzelfall im Kirchenasyl dem BAMF gegenüber ausführlich. Dass Behörden dennoch Kirchenasyle gewaltsam beenden, gefährdet eine humanitäre Praxis, die für geflüchtete Menschen in Not oft die letzte Hoffnung auf Schutz und Sicherheit ist.
Wir fordern deswegen: Hände weg vom Kirchenasyl! Abschiebungen aus kirchlichen Schutzräumen müssen unterbleiben! Der Schutz durch Kirchenasyl muss gewahrt sein! Geflüchtete Menschen, denen bei Abschiebung unzumutbare Härten drohen, erhalten durch das Kirchenasyl die Chance auf eine faire Prüfung ihrer Schutzgründe.