Respekt statt Klischee: Der Name „Lumumba“ auf dem Prüfstand

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Das Getränk,

das man auf vielen Weihnachtsmärkten als „Lumumba“ kennt, ist eine Mischung aus heißem Kakao und Rum. Der Name für dieses Getränk entstand in den 1960er Jahren in Deutschland. Viele empfinden diese Bezeichnung als respektlos, weil ein Kakaogetränk „mit einem Schuss Alkohol“ nach einem Schwarzen Freiheitskämpfer gegen den Kolonialismus benannt wurde, der von seinen Gegnern erschossen wurde. Dr. Julien Bobineau bezeichnet diese Bezeichnung als rassistisch, weil sie Schwarze Menschen mit „dunklen“ Kolonialwaren, wie Schokolade oder Kaffee verbindet. Dies erinnert an die Kolonialzeit, in der Menschen aus den Kolonien wie Waren behandelt wurden.

Kritiker argumentieren, der Name sei nicht böse gemeint, doch bei Rassismus zählt die Wirkung, nicht die Absicht. Für weiße Menschen mag dies schwer
nachvollziehbar sein, da sie es nicht gewohnt sind, auf ihre Hautfarbe reduziert zu werden. Weißsein gilt als Norm, während solche Begriffe Schwarze Menschen abwerten.

Es wäre einfach, das Getränk umzubenennen, zum Beispiel in „Kakao mit Schuss“. Für die Weihnachtsmarktfreunde in Norddeutschland bietet sich noch
eine weitere Option an: Der Legende nach soll eine Bewohnerin der Insel Föhr nach Amerika ausgewandert und dort verstorben sein. Ihre Asche wurde
in einer Kakaokiste zurück auf die Insel gebracht, weshalb das Mischgetränk aus Kakao und Rum in Nordeutschland und Dänemark auch als „Tote
Tante“ bekannt ist.

Wer war Patrice Lumumba?

Lumumba kam 1925 in der belgischen Kolonie Kongo zur Welt. Der Kongo war ursprünglich, seit Berliner Kongo-Konferenz 1884, Privatbesitz des belgischen
Königs, später belgische Kolonie. Der belgische König regierte dort besonders unerbittlich, weil er um jeden Preis aus der dort eingeführten Zwangsarbeit Gewinne erzielen wollte. Hunderttausende Menschen wurden wegen „Befehlsverweigerung“ oder „Faulheit“ (Arbeitsverweigerung) bestraft, oft auch durch Abschneiden der Hände.

Patrice Lumumba ging auf eine christliche Schule und absolvierte eine Ausbildung als Postbeamter, gehörte also zu den Angestellten des Kolonialherren. Er galt als besonders zuverlässig, war ab 1956 einer der 150 Einheimischen, die »Carte d’Immatriculacion«, eine Art Personalausweis für diejenigen, die eine Studienberechtigung in Belgien bekamen und reisen durften. Belgien nannte sie Évolué, „Entwickelte“ im Gegensatz zu den Millionen Unterentwickelten, die Zwangsarbeit auf den Plantagen und in den Bergwerken leisten musste. Zum Ende der Kolonialzeit gab es 16 Millionen Einwohner:innen, darunter 150.000 „Entwickelte“.

1956 ließ Belgien die Gründung von Parteien zu und kündigte Wahlen an. 1959 schlug Belgien vor, den Kongo in die Unabhängigkeit zu entlassen – 1989, nach einer Übergangszeit von 30 Jahren, in denen das Land auf die Unabhängigkeit vorbereitet werden sollte. Die meisten Parteien im Kongo lehnten eine so lange Übergangszeit ab, wollten die sofortige Unabhängigkeit der Region ihres Volkes. Lumumba fiel dadurch auf, dass er die Unabhängigkeit des Kongo in den kolonialen Grenzen forderte. Er stammte aus einem sehr kleinen Volk im Osten nahe der Grenze zu Burundi.

Lumumba gründete 1958 die »Kongolesische Nationalbewegung« (MNC) als einzige gesamtkongolesische Partei. Im gleichen Jahr nahm er am »All African People‘s Conference« in Accra, Ghana, teil. Ghana war bereits 1957 von Großbritannien unabhängig geworden, Kwame Nkrumah war Präsident geworden.

Belgien stimmte schließlich der Unabhängigkeit für 1960 zu, als in einem Jahr 17 Kolonien in Afrika unabhängig wurden. Aber Lumumba wurde zum Feind erklärt.
Belgien setzte durch, dass die belgischen Rohstofffirmen nicht an den unabhängigen Kongo übergeben werden sollten, sondern an eine belgische „Entwicklungsgesellschaft“. Lumumbas MNC wurde bei den Wahlen im Mai mit 24 Prozent die stärkste Partei, Lumumba wurde Ministerpräsident.

Bei der offiziellen Unabhängigkeitsfeier hielt Lumumba dann eine viel beachtete Rede, in der er auch die Massaker während der Kolonialzeit ansprach. Er sprach über die Schläge und die Beleidigungen durch die Kolonialverwaltung. Er sprach auch darüber, dass Einheimische geduzt würden, während die Weißen gesiezt werden müssten. Er sprach über den Kampf aus „Tränen, Feuer und Blut“ und davon, die „demütigende Sklaverei“ würde jetzt beendet. „Wir werden der Welt zeigen, was der Schwarze schaffen kann, wenn er in Freiheit arbeitet, und wir werden mit dem, was wir im Kongo erreichen, Einfluss nehmen auf ganz Afrika.“

Das war vermutlich sein Todesurteil. Belgien unterstützte in der Folge Unabhängigkeitsbestrebungen vieler Provinzen, vor allem von Katanga, organisierte die Anwerbung von belgischen Söldnern, schickte Transportflugzeuge.
Am 1. Juli 1960 war der Kongo unabhängig geworden, Lumumba wurde Regierungschef. Am 5. September verkündeten der Präsident Kasavubu und der Oberst
Mobuto, Oberbefehlshaber der Armee, seine Absetzung und verhängten Hausarrest. Am 17. Januar wurde er nach Katanga gebracht.

Im Beisein von vier belgischen Polizisten, Präsident Tschombé und zwei Ministern der abtrünnigen Provinz wurden Lumumba und seine Mitstreiter dort erschossen. Um alle Spuren zu beseitigen, grub ein belgischer Polizeibeamter die Leichen kurze Zeit später wieder aus, zerstückelte sie mit einer Säge und löste sie in Säure auf.

Der Buchautor und Aktivist Emmanuel Mbolela: „Stellen Sie sich einmal vor, man hätte General de Gaulle auf Betreiben eines afrikanischen Landes auf diese Weise ermordet… Unvorstellbar! Stellen Sie sich vor, ein schwarzer Polizist würde sich in Fernsehinterviews damit brüsten, den leblosen Körper eines europäischen Staatsführers zerstückelt und in Säure aufgelöst zu haben – unvorstellbar. Was geschehen ist, schmerzt heute noch.“

Der Name „Lumumba“ für ein Heißgetränk: Warum er problematisch ist

In Kiel und darüber hinaus wird der Name „Lumumba“ für ein Kakaogetränk mit Schuss zunehmend kritisch betrachtet. Der Name bezieht sich auf Patrice Lumumba, einen kongolesischen Unabhängigkeitskämpfer, der 1961 ermordet wurde. Lumumba kämpfte für die Freiheit des Kongo und gegen die koloniale Unterdrückung. Viele Menschen finden es respektlos, seinen Namen für ein Genussmittel zu verwenden.

Warum ist das problematisch?
Patrice Lumumba steht für den Widerstand gegen Kolonialismus und Rassismus. Seine brutale Ermordung ist ein Symbol für die Gewalt, die viele afrikanische Länder während ihrer Unabhängigkeitskämpfe erlebten.
Der Name eines ermordeten Freiheitskämpfers sollte nicht auf ein alkoholisches Getränk reduziert werden – das entwertet sein Andenken und verharmlost seine Geschichte.

Die Forderung
In Kiel und anderen Städten setzen sich Initiativen dafür ein, dass der Name „Lumumba“ für das Getränk nicht mehr verwendet wird. Stattdessen werden alternative Bezeichnungen wie der traditionelle Name „Tote Tante“ vorgeschlagen, die keine belastete Geschichte mit sich bringen.

Unser Ziel
Mit dieser Kampagne möchten wir das Bewusstsein für die historische Bedeutung von Namen schärfen und Respekt für das Andenken an Menschen wie Patrice
Lumumba einfordern. Der Kampf gegen Rassismus und koloniale Denkmuster beginnt im Alltag – auch auf dem Weihnachtsmarkt.

Helfen Sie mit um über den Hintergrund der Bezeichnung Lumumba aufzuklären und dadurch das respektvolle Gedenken an den Freiheitskämpfer Patrice Lumumba zu wahren und einen diskriminierungsfreien Sprachgebrauch zu fördern.

Das Forum hat zu diesem Zweck ein Info-Faltblatt erstellt, das Sie hier herunterladen können.

Zudem gibt es eine Postkartenaktion, um auf die Kampagne aufmerksam zu machen. Die Postkarten können Sie ebenfalls gerne herunterladen und verwenden.

Sprechen Sie uns an!

FORUM für Migrant:innen der Landeshauptstadt Kiel
www.migranten-forum-kiel.de
Sie finden dort die Einladungen, alle Treffen sind öffentlich.

BEI e.V.
Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein
www.bei-sh.org

Instagram: afrodeutscherverein-sh

ZBBS e.V.
Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für Migrant:innen
www.zbbs-sh.de

V.i.S.d.P.: Reinhard Pohl, c/o ZBBS e.V.
reinhard.pohl@gegenwind.info

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